Category Archives: politisch

SYSTEM CHANGE NOW! – SYSTEMWECHSEL JETZT!

EN-DE

The failure to protect basic human rights of adults and children has not only started to fail with the outburst of the CoVid-19-pandemia – it moreover was an expectable consequence of systemic failure:

Politics of global warfare, predatory exploitation of natural resources and deterrence of subsequent refugees are re-created in a vicious circle of Western White supremacy and privilege ever since the never ending days of slavery and colonialism.

The emergency measures taken to combat the CoVid-19-pandemia are characterized by aggressive authoritarism in general and highly selective neglect against segregated communities specifically. Protective orders are subjected to the privileges of those who have the freedom to #keepdistance or even a home to #stayhome. Refugees in coercive mass accommodations and lagers or undocumented „illegalized“ refugees have by order of state no safe space of place to protect themselves, their families or others. They are once again systematically excluded from their human rights to protection.

Be it in German mass accommodations, the streets of Hamburg, Berlin, Paris or London or in Italy’s agricultural slums or in the lagers of Moria or Libya – the crucial access to hygiene and medical care is impared or suspended. Human made refugees are again deterred, excluded and segregated by the very same „human“ societies – the colonial continuities of systemic racism are stronger then ever when it comes to pandemic emergency protection.  

We neither need to wait nor to expect a treatment on eye level – we need to organize ourselves and build sustainable autonomous structures of self-care and solidarity. Social and medical care cannot be a matter of profit but only a shared responsibility by all of us. If we allow human lives to be devalued again, we reproduce the inhumanity and cruelties of colonialism and fascism under modern neoliberal labels.

The Corona pandemic is a challenge not only on humanitarian grounds but on a systemic level. Do we really want to continue as before? Do we really want to proceed on the track that brought us up to this point? Can we again stand aside and look when human lives are neglected and endangered, when human and civil rights are ignored and suspended, when financial risks are socialized and financial aids are privatized to secure profits and shareholder values? 

The self-organized refugee struggles of the 1990ies and the beginning of the 21st century have managed to repeal so called „Residenzpflicht“ and the lager system to a great extent. A decade later these struggles had been trans nationalized and allies started to set up international rescue teams in the Mediterranean Sea and supporter networks along the Balkan route of the neglected refugees from Middle East, Asia and Africa. The turning point came with the so called “Refugee Crisis” in 2015. All the achievements of the refugee self-defence have been turned back to even lower standards than before their struggles. The Reception centres (AnkER-Zentren) and camps (ZASt) have grown even larger and into prison industrial complex. The residential obligations have been tightened up and extended. Asylum procedures are now shortened and restricted – deportation procedures escalate – legal interventions are habitually excluded. On the other hand the states obligations have been socialized into a so called “Welcome Culture” reducing state spending to a deterring minimum. 

What is to expect from the ongoing “management of crisis” should be of no surprise to no one anymore after the “bankster crisis” of 2008. Billions of tax payers’ money will be poured into those big profit companies that just yesterday payed out millions to their boards of directors and shareholders while precarious businesses and working class people are left behind in debts. Not to talk of those who have been structurally “forgotten”, neglected, segregated and discriminated against – the blind eye for them still feels better than the violent abuse that for sure will crush down on them after lockdown Corona-Police will be fenced back into business as usual. 

It’s high time for change – to sincerely try substantial and solidary solutions. Arundhati Roy suggests seeing pandemics as portals or gateways for transition from this world to another possible one:

“We can choose to walk through it, dragging the carcasses of our prejudice and hatred, our avarice, our data banks and dead ideas, our dead rivers and smoky skies behind us. Or we can walk through lightly, with little luggage, ready to imagine another world. And ready to fight for it.”

Black Community Coalition for Justice & Self-Defense



Der mangelnde Schutz der grundlegenden Menschenrechte von Erwachsenen und Kindern hat nicht erst mit dem Ausbruch der CoVid-19-Pandemie zu scheitern begonnen und war darüber hinaus erwartbare Folge eines Systemversagens:
Die Politik der globalen Kriegsführung, der räuberischen Ausbeutung natürlicher Ressourcen und der Abschreckung hierdurch hervorgebrachten Flüchtlinge wird seit den nicht enden wollenden Tagen der Sklaverei und des Kolonialismus in einem Teufelskreis aus westlich-weißer Vorherrschaft und Privilegien immer wieder neu befeuert.  

Die zur Bekämpfung der CoVid-19-Pandemie ergriffenen Notfallmaßnahmen sind durch einen aggressiven Autoritarismus im Allgemeinen und eine gleichzeitig hochselektive Vernachlässigung segregierter Gemeinschaften im Besonderen gekennzeichnet. Dabei sind die Schutzmaßnahmen den Privilegien derjenigen orientiert, die überhaupt über die Freiheit verfügen, #Abstand zu halten oder sogar in einem eigenen #Zuhause zu bleiben. Flüchtlinge in Zwangsunterkünften und Lagern oder undokumentierte "illegalisierte" Flüchtlinge haben per staatlicher Anordnung eben keinen sicheren Ort, um sich selbst, ihre Familien oder eben andere schützen zu können. Sie werden wieder einmal systematisch von ihrem Menschenrecht auf Schutz ihrer Gesundheit ausgeschlossen.

Ob in deutschen Massenunterkünften, in den Straßen Hamburgs, Berlins, Paris oder Londons, ob in den landwirtschaftlichen Slums Italiens oder in den Lagern auf griechischen Insel oder in Libyen - der entscheidende Zugang zu Hygiene und medizinischer Versorgung ist massiv eeingeschränkt oder gar gänzlich aufgehoben. Von privilegierten Menschen gemachte Flüchtlinge werden von denselben "menschlichen" Gesellschaften abgewehrt, ausgeschlossen und vernachlässigt - die kolonialen Kontinuitäten des systemischen Rassismus sind heute dort stärker sichtbar denn je, wo es um den Pandemie-Notfallschutz geht.  

Wir können jetzt weder länger zusehen, noch eine Behandlung auf Augenhöhe erwarten - wir müssen uns neu organisieren und nachhaltige autonome Strukturen zur solidarischen Selbstversorgung aufbauen. Soziale und medizinische Versorgung darf nicht mehr länger nur eine Frage der Profitabilität sein, sondern muss als gemeinsame Verantwortung von uns allen wahrgenommen werden. Wenn wir es in der aktuellen Situation zulassen, dass Menschenleben erneut und wiederholt entwertet werden, reproduzieren wir die Unmenschlichkeiten und Grausamkeiten des Kolonialismus und Faschismus unter dem Deckmantel moderner neoliberaler Etiketten.

Die Corona-Pandemie ist nicht nur aus humanitären Gründen eine Herausforderung, sondern insgesamt auf systemischer Ebene. Wollen wir wirklich so weitermachen wie bisher? 
Wollen wir wirklich auf diesem Weg fortfahren, der uns bis an diesem Punkt gebracht hat? 
Können wir wieder nur daneben stehen und einfach zuschauen, wenn Menschenleben geopfert und gefährdet werden, wenn Menschen- und Bürgerrechte geknebelt und außer Kraft gesetzt werden, wenn finanzielle Risiken sozialisiert und staatliche Finanzhilfen privatisiert werden, um die Gewinne und Shareholder Values zu sichern? 

Die selbstorganisierten Flüchtlingskämpfe der 1990er Jahre und zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben es geschafft, die so genannte Residenzpflicht und das Lagersystem weitgehend auszuhebeln. Ein Jahrzehnt später waren diese Kämpfe transnationalisiert und zivilgesellschaftliche Allianzen haben internationale Rettungsteams im Mittelmeer und Unterstützernetzwerke entlang der Balkanroute der vernachlässigten Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika aufgebaut. Der Wendepunkt und Backlash kam mit der so genannten "Flüchtlingskrise" im Jahr 2015. Alle Errungenschaften der Flüchtlingsselbstverteidigung wurden auf noch niedrigere Standards zurückgeworfen als noch vor ihren Kämpfen. Die Aufnahmezentren (AnkER-Zentren) und Lager (ZASt / LEA) sind seitdem noch größer geworden und haben sich zu einem Gefängnis-Industriekomplex entwickelt. Die Residenzpflicht wurde erneut verschärft und sogar noch erweitert. Asylverfahren sind nun verkürzt und wesentlich eingeschränkt - Abschiebeverfahren werden eskaliert - rechtliche Interventionsmöglichkeiten gewohnheitsmäßig ausgeschlossen. Auf der anderen Seite wurden die staatlichen Verpflichtungen zu einer so genannten "Willkommenskultur" sozialisiert, die die Staatsausgaben auf das notwendig abschreckende Minimum reduziert. 

Was von der laufenden "Krisenbewältigung" zu erwarten ist, dürfte nach der "Bankster-Krise" von 2008 nun niemanden mehr überraschen. Milliarden von Steuergeldern werden an genau jene großen Profit-Unternehmen fließen, die erst gestern noch Millionen an ihre Vorstände und Aktionäre ausbezahlt haben, während prekäre Unternehmen und Menschen aus der Arbeiterklasse verschuldet zurückbleiben. Ganz zu schweigen von denjenigen, die strukturell "vergessen", vernachlässigt, ausgesondert und diskriminiert werden – ihre „Unsichtbarkeit“ dürfte sich für sie immer noch „besser anfühlen“ als der gewalttätige Missbrauch, der nach der aktuellen Abschottung durch die Corona-Polizei mit Sicherheit über sie hereinbrechen wird, wenn wieder zur rassistischen Tagesordnung übergegangen und „Versäumtes“ nachgeholt werden muss. 

Es ist allerhöchste Zeit für Veränderungen - um wirklich nachhaltige und solidarische Lösungen zu suchen. 
Arundhati Roy hat vorgeschlagen, Pandemien als Portale oder Gateways für den Übergang von dieser Welt in eine andere mögliche Welt zu sehen:
"Wir können uns dafür entscheiden, hindurchzugehen und die Kadaver unserer Vorurteile und unseres Hasses, unserer Habgier, unserer Datenbanken und toten Ideen, unserer toten Flüsse und des rauchigen Himmels hinter uns her zu schleifen. Oder wir können leicht und mit wenig Gepäck durch sie hindurchgehen, bereit, uns eine andere Welt vorzustellen. Und bereit, dafür zu kämpfen.”

Black Community Coalition for Justice & Self-Defense

Offene Anfrage der Black Community Hamburg anlässlich der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft 2020

Hamburg, den 10. Februar 2020

Liebe Schwestern und Brüder,

für alle die, die sich an der Bürgerschaftswahl für Hamburg nächste Woche beteiligen wollen, haben wir verschiedenen Parteien einen Fragenkatalog mit Fragen zugeschickt, die für uns als Black Community von besonderer Bedeutung sind. Die Antworten – so sie denn gegeben werden – werden wir dann ebenfalls hier auf unserer Homepage veröffentlichen…

An ausgewählte kandidierende Parteien:

Um den wahlberechtigten Mitgliedern unserer Communities eine nachhaltige Wahlentscheidung zur anstehenden Bürgerschaftswahl zu erleichtern, bitten wir Ihre Partei um die Beantwortung der folgenden Fragen-Komplexe, die wir unter Berücksichtigung der Empfehlungen im Bericht der UN-Experten-Gruppe für Menschen afrikanischer Herkunft nach deren Deutschland-Besuch 2017 (https://documents-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/G17/238/67/PDF/G1723867.pdf?OpenElement S.13ff) zusammengestellt haben:

  • 1. Welche strukturellen Diskriminierungsformen aufgrund von Herkunft, Nationalität, Hautfarbe oder Kolonialgeschichte sind Ihrer Partei in welchen Teilbereichen behördlichen Wirkens bekannt und welche konkreten Maßnahmen unternimmt Ihre Partei, um solche verfassungsrechtlich relevanten Menschenrechtsverletzungen effektiv zu unterbinden?
  • 2. Wie gedenkt Ihre Partei die Erfassung institutioneller Diskriminierungen im Hamburger Behördenalltag zu etablieren und wie sollen die jeweils Betroffenen nach der Vorstellung Ihrer Partei in eine solche Erfassung und Evaluierung eingebunden werden?
  • 3. Welche konkreten Beiträge leistete bzw. plant Ihre Partei zur Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft 2015-2024 zu leisten?
  • 4. Wie gedenkt Ihre Partei strukturellen Benachteiligungen von Menschen afrikanischer Herkunft beim Zugang zu angemessenem und bezahlbarem Wohnraum und insbesondere bei Kindeswohlgefährdungen durch Zwangsmaßnahmen wie Familientrennungen, Zwangsverteilungen und voreiligen Inobhutnahmen wirksam entgegenzutreten?
  • 5. Welche Maßnahmen erachtet Ihre Partei als notwendig, um im Diskurs über die historische Verantwortung der Hansestadt im Rahmen kolonialer Verbrechen, Bereicherungen und Kontinuitäten mehr allgemein-öffentliche Wahrnehmung und Partizipationsmöglichkeiten für Betroffene zu ermöglichen?
  • 6. Ethnische und intersektionale Mehrfachdiskriminierungen (be)treffen besonders Menschen afrikanischer Herkunft sowohl im Alltag, als auch durch institutionelles Handeln von Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Andererseits besteht gesamtgesellschaftlich eine hohe Abwehrneigung gegen die bloße Benennung von Ungleichbehandlungen auf der Grundlage stereotyper Vorurteile und mangelnder interkultureller Kompetenz. Welchen konkreten politischen Handlungsbedarf sieht Ihre Partei bei der Wahrnehmung, Anerkennung und Eindämmung rassistischer Diskriminierungen, dem Schutz insbesondere Schwarzer Frauen und Kinder vor Gewalterfahrungen und dem gleichberechtigten Zugang von Menschen afrikanischer Herkunft zu Bildung, Teilhabe und juristischer Gleichbehandlung?
  • 7. Wie verhält sich Ihre Partei zu der hohen Anzahl von polizeilichen Kontrollmaßnahmen gegen Menschen afrikanischer Herkunft – insbesondere in den sog. „Gefahrengebieten“, in denen die Polizeibeamten doch angeblich JEDEN Menschen „anlasslos“ kontrollieren dürften und welche Maßnahmen zur objektivierbaren Evaluation solcher Eingriffe in die Grund- und Menschenrechte der Betroffenen sollten nach Meinung Ihrer Partei hierzu eingeführt werden?
  • 8. In Fällen von schweren körperlichen Verletzungen und Todesfällen im Zusammenhang mit polizeilichen oder institutionellen Zwangsmaßnahmen und Freiheitsentziehungen bestehen aktuell keinerlei nachvollziehbare statistischen Erhebungen (vgl. hierzu Drucksache 21/19348 der Bürgerschaft Hamburg vom 7.1.20 https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/69062/todesfaelle_im_zusammenhang_mit_polizeilichen_massnahmen.pdf). Welche Form der Dokumentation, Evaluation und Fehlerkultur zur Verhinderung dadurch vermeidbarer Todesfälle hält Ihre Partei für zwingend erforderlich?
  • 9. Wie steht Ihre Partei zur grundsätzlichen Einbeziehung unabhängiger zivilgesellschaftlicher Experten und Organisationen in Fällen wie unter Punkt 7 ausgeführt, die insbesondere die bis dato strukturell nicht berücksichtigten Fragen und Interessen von Hinterbliebenen und Betroffenen vertreten?
  • 10. Nach dem gewaltsamen Tod von William Tonou-Mbobda Ende April 2019 und weiteren Todesfällen im Zusammenhang mit Zwangsfixierungen insbesondere von Menschen in psychischen Ausnahmesituationen fragen wir Ihre Partei, mit welchen konkreten Strategien sie solchen vermeidbaren Todesfällen zukünftig entgegentreten wollen?
  • 11. Wie positioniert sich Ihre Partei ganz grundsätzlich zu Zwangsbehandlungen und Zwangsfixierungen in der Psychiatrie – insbesondere unter Hinzuziehung von medizinisch nicht ausgebildetem Sicherheitspersonal – und welche Rahmenbedingungen würde Ihre Partei verändern, um solchen Behandlungszwang zu überwinden?
  • 12. Trotz der bekannten Risiken und Gefährdungen für Leib und Leben durch staatliche und nicht-staatliche Akteure in den Herkunftsländern von Geflüchteten aus dem Afrikanischen Kontinent ist die Anerkennungsquote dieser Gefahrenaspekte in deren Asylverfahren unterdurchschnittlich niedrig. Neben diesen formalisierten Anerkennungsverweigerungen gibt es alleine in Hamburg geschätzte 20.000 illegalisierte Menschen ohne Dokumente, deren Notlagen in illegalen Arbeitsmarktsektoren unmenschlich ausgebeutet werden. Welche Lösungsvorschläge zur Umsetzung von Gleichbehandlung im Asylverfahren, zur Legalisierung illegalisierter Menschen, zur Integration beider Personengruppen in den regulären Arbeitsmarkt und für deren gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hat Ihre Partei anzubieten?

Wir bedanken uns für Ihre Antworten und Stellungnahmen.

Touch ONE – Touch ALL!

Black Community in Hamburg

PDF: 2020-02-10_Offene Anfrage zur Wahl zur Hamburger Bürgerschaft 2020

Nachklapp Informationsveranstaltung 24.11.2019 – Teil 2

Der gesundheitspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion Die Linke, Deniz Çelik hat über den Umgang mit dem Todesfall Tonou Mbobda und Zwangsbehandlungen im Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft und die Antworten auf Kleine Anfragen seiner Fraktion berichtet.

Zum Audio gelangt ihr über freie-radios.net

Anbei die bisher eingereichten kleinen Anfragen an den Senat der Hansestadt Hamburg im Überblick:

Hamburger Bürgerschaft Drucksache 21/18254 von DIE LINKE, Deniz Celik – Tod eines Psychiatriepatienten im UKE (IV)

Hamburger Bürgerschaft Drucksache 21/18227 von DIE LINKE, Deniz Celik – Tod eines Psychiatriepatienten im UKE (III)

Hamburger Bürgerschaft kleine Anfrage DIE LINKE Deniz Celik – Situation in den stationären Psychiatrien und bei der psychiatrischen Drucksache 21/17684 Versorgung– Monitoring, Zwangsmaßnahmen, Patienten-/-innensicherheit und Patienten-/ nnenrechte

Hamburger Bürgerschaft – Drucksache 21/17112 – Tod eines Psychiatriepatienten (II) von DIE LINKE

Hamburger Bürgerschaft – Drucksache 21/17080 – Tod eines Psychiatriepatienten im UKE von DIE LINKE

weitere kleine Anfragen:

Hamburger Bürgerschaft – Drucksache 21/17059 – Todesfall eines Psychiatrie-Patienten im UKE – Wie ist der aktuelle Stand? von der FDP

Hamburger Bürgerschaft – Drucksache 21/17150 – kleine Anfrage von Nebahat Güçlü (fraktionslos) – Hamburgs Umgang mit psychisch auffälligen Menschen

TOUCH ONE – TOUCH ALL!

Nachklapp Informationsveranstaltung 24.11.2019 – Teil 1

RA Dr. David Schneider-Addae-Mensah ist Menschenrechtsanwalt mit den Schwerpunkten Psychiatrie und Rassismus.

Der renommierte Menschenrechtsanwalt Dr. David Schneider-Addae-Mensah informiert über die systemischen und juristischen Problematiken von Zwangsbehandlungen und erläutert
wesentliche Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zu diesem Thema.

Audio* RA Dr. Schneider-Addae-Mensah | Erläuterung Zwangsbehandlung | 24.11.2019

*Den Beitrag erreicht ihr über freie-radios.net

TOUCH ONE – TOUCH ALL!

Gedächtnisprotokoll zur Sitzung des Wissenschaftsausschusses vom 5.12.2019

#Gedächtnisprotokoll 5.12.19 – Bürgerschaftskanzlei Sitzungssaal 1 – #Wissenschaftsausschuss

Die Selbstbefassung des Ausschusses für Wissenschaft und Gleichstellung mit dem Mord an Bruder Tonou Mbobda war mehr als nur eine Enttäuschung – es war eine Farce der Verweigerung von Verantwortung, Reflektion und Fehlerkultur und damit eine erneute offene Ohrfeige für die Familie und unsere Community…

Doch der Reihe nach:
1- Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (GRÜNE Hamburg) hatte nach ihren einführenden Mitleidsbekundungen an alle – Betroffene wie Handelnde und Verantwortliche – nichts eiligeres zu tun, als sich umgehend der verantwortungsfreien Deutungshoheit des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf vom angeblich „schicksalhaften Tod“ unseres Bruders und einer schwerwiegenden „Katastrophe“ anzuschließen.
Zur politischen Aufarbeitung und Verantwortung wusste sie dagegen wenig zu berichten: so habe sie zwar das Gespräch mit den Verantwortlichen und Mitarbeiter*innen im UKE gesucht und auch mit Psychiatrie-Betroffenen gesprochen, aber keinerlei Notwendigkeit für irgendeine Fehlerkultur finden können. Für die proaktive Suche nach einem Gespräch mit der Familie Mbobda oder unserer Black Community sah dieselbe Politikerin bisher keine Notwendigkeit. Bei ihren Gesprächen am UKE habe sie keinerlei Anhaltspunkte für irgendeine Form von Rassismus in Wahrnehmung, Reflektion, Verarbeitung oder Handlungsweisen feststellen können!

2- Für das UKE sprachen der Ärztliche Direktor des UKE Prof. Dr. Burkhard Göke und der Chefarzt der Psychiatrie Prof. Dr. Jürgen Gallinat.
Der Schwerpunkt des Ärztlichen Direktors des UKE lag auf den außerordentlichen Belastungen des Personals durch die allgemeine Verrohung und Gewaltbereitschaft „derangierter“ Patient*innen aus dem Einzugsgebiet der „Problembezirke“ des UKE – St. Pauli-Reeperbahn-Hauptbahnhof-St. Georg – mit einer „drogenbelasteten und gewaltbereiten Klientel besonders der Obdachlosen“, die für einen horrenden Anstieg von Gewaltausbrüchen gegen das Personal des UKE verantwortlich zeichnen soll. Er erzählte gleich mehrfach von einem SEK-Einsatz mit gezogenen Waffen in der Psychiatrie wegen eines psychiatrischen Patienten, der mit einem Messer bewaffnet gewesen sei. Was das alles mit dem konkreten Tötungsfall an unserem Bruder William Tonou Mbobda zu tun haben soll, erschloss sich uns als Vertreter*innen der Black Community Hamburg nicht und es erweckte eher den Eindruck, dass die Bereitschaft der Verantwortlichen zur Stigmatisierung und Schuldzuweisung an den „großen, Schwarzen, bedrohlichen“ Bruder Tonou-Mbobda nun beispielhaft auf andere ‚Randgruppen‘ ausgeweitet wird, um eine ‚Opferrolle‘ des UKE zu beschwören.
Konkreten Nachfragen, worin nun genau die konkrete „nicht anders abzuwendende Gefahr“ durch unseren Bruder am 21.4.19 bestanden haben soll, wichen beide Verantwortlichen immer wieder ablenkend aus.
Herr Göke berichtete weiterhin ausführlich über „schwerwiegende Verwerfungen“, „monatelange Krankschreibungen“ und „verzweifelte Kündigungen“ beim UKE-eigenen Sicherheitsdienst aufgrund der „belastenden öffentlichen Diskussionen und Vorwürfe“ nach dem Tod von Bruder William durch deren Gewaltanwendung „zum Schutze des Personals“.
Prof. Gallinat beschrieb seine Klinik als quasi Vorzeige-Klinik mit „sehr guter Personalausstattung“, welche insbesondere am Tag der gewaltsamen Ermordung von Tonou Mboda durch zahlreiche Feiertagsurlauber*innen unter der Patient*innen noch einmal deutlich „besser“ gewesen sei. Die UKE-Psychiatrie sei das „Beste“, was die Psychiatrie deutschlandweit zu bieten hätte…

3- Der zuständige Oberstaatsanwalt Lars Mahnke berichtete über den Stand der „äußerst komplizierten“ Ermittlungen gegen 4 Angeklagte in einem Tötungsdelikt. Er benannte die „repressive Gewalt“ der Sicherheitsmitarbeiter zwar als „Auslöser“ für den Tod von Bruder Tonou Mbobda, schloss aber gleichzeitig einen sog. lagebedingten Erstickungstod durch die gewaltsame Fixierung in Bauchlage „mit Sicherheit“ aus. Ursächlich sei nach der Expertise des beauftragten Prof. Klaus Püschel von der Rechtsmedizin des gleichen UKE ein „massiver angeborener Herzfehler“ des Toten, an dem er wohl auch „jeder Zeit“ wegen „irgendeiner Aufregung“ hätte versterben können.
Die Verteidiger*innen der Angeklagten haben Akteneinsicht erhalten aber bis auf eine Partei noch keine Stellungnahme vorgelegt – 2 Parteien haben bereits Fristverlängerungen bis Ende Januar 2020 beantragt und die 4. Partei hat sich noch gar nicht zurückgemeldet. Damit rückt eine mögliche Anklageerhebung in weitere Ferne, da nach den Stellungnahmen der Verteidigung in aller Regel weitere Ermittlungen und Gutachtenerhebungen notwendig sein werden.

4- Sämtliche Fraktionsvertreter*innen mit Ausnahme der Linksfraktion Hamburg hatten keinerlei Fragen zur eigentlich angekündigten „Klärung der Umstände des Todes Bruder Tonou-Mbodba am 26. April 2019 am Universitätskrankenhaus Eppendorf“ beizutragen! Ihre parlamentarische Kontrollfunktion beschränkten diese Ausschussmitglieder auf Bedauernsbekundungen an die Betroffenen, Vertauensbekundungen an die verantwortlichen Täter*innen und Ermittler*innen sowie auf wiederholte Zurückweisungen von Befassungen mit institutionellem Rassismus, da das UKE ja allein schon durch seinen hohen Mitarbeiter*innenanteil mit ‚Migrationshintergrund‘ vollständig von solcherlei Vermutungen freizusprechen sei. Dass genau diese Verleugnung eine historische Kontinuität und grundlegender Bestandteil des institutionsübergreifend fortwirkenden systemischen Rassismus‘ sein könnte, kommt ihnen gar nicht in den Sinn – dazu fühlen sie sich von der bloßen Aufforderung zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Rassismus“ bereits zu sehr angegriffen!
Die einzigen Ausschussmitglieder mit gezielten Fragen und Anregungen zur sog. Selbstbefassung zum Thema waren Martin Dolzer und Deniz Celik – auch wenn deren Fragen zum größten Teil gezielt ausgewichen wurde.
So konnten sie z.B. herausarbeiten, dass der zuständige Staatsanwalt Mahnke bis heute darüber im Dunkeln tappt, welche konkrete „Gefahr“ denn nun eigentlich vom friedlich auf der Bank rauchenden Bruder Tonou-Mbobda ausgegangen sein soll, die die fatale Gewaltanwendung hätte irgendwie rechtfertigen können.
Die Erinnerung an eine Kleine Anfrage der Linksfraktion zur Häufigkeit von Gefährdungsanzeigen durch das Personal der Psychiatrie am UKE erbrachte dann doch noch einen Hinweis auf ’nachhaltige Veränderungen‘ nach dem Tod von Bruder Tonou-Mbobda: Prof. Gallinat führte aus, dass die Anzahl besagter Gefährdungsanzeigen seit der öffentlichen Diskussion um den tödlichen Vorfall drastisch zurückgegangen sei – woran das liegen könnte, analysierte er allerdings nicht. Da stellt sich doch nun wirklich die Frage nach der eigentlichen Ursache für diesen auffällig unerklärlichen Rückgang der Personalbeschwerden?!

Touch One -Touch All!

Mail: black_community_hamburg@riseup.net

Homepage: https://blackcommunityhamburg.blackblogs.org

Facebook: Justice For Mbobda

www.betterplace.org/de/projects/70409-justiceformbobda

Kontakt:

Sista Oloruntoyin +49157 8550 8102

Bruder Kwame +49176 3807 2357

Bruder Mwayemudza +49176 9962 1504

BLACK COMMUNITY IN HAMBURG