DANIEL – JEDES KIND VERDIENT EINEN SICHEREN PLATZ ZUM LEBEN

Hamburg, 5.7.2022

JEDES KIND VERDIENT EINEN SICHEREN PLATZ ZUM LEBEN

Daniel († 18 Monate) – Fahrer überfährt und überrollt das hinter seinem Fahrzeug spielende Kind

Mit tiefer Trauer und aufrichtiger Anteilnahme teilen wir mit, dass Daniel, ein Nigerianischer Junge im Alter von nur 18 Monaten, am Freitag, den 24. Juni 2022 vormittags auf dem Gelände der Container-Unterkunft Curslacker Neuer Deich in Hamburg-Bergedorf von einem Autofahrer beim Rückwärtsfahren auf dem Zufahrtsweg zu den Wohn-Containern überfahren und getötet wurde. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos – das Kind starb an schweren Kopfverletzungen.

Die Mutter des Jungen war unmittelbare Zeugin des Unfalls und hatte noch versucht, Daniel zu warnen und den Fahrer durch lautes Rufen zu stoppen. Die Familie steht unter Schock und betrauert den tragischen Verlust ihres Kindes und kleinen Bruders.

Privatfahrzeuge von Anwohnern dürfen die Straße nicht befahren, auch nicht für den Transport und die Anlieferung von schweren Familieneinkäufen oder Möbeln.

Fahrzeuge von angestellten Firmen und Mitarbeitern sollten eigentlich auf dem ausgewiesenen Parkplatz gleich hinter der Schranke am Eingang abgestellt werden. An der Zufahrtsschranke befindet sich ein rotes Schild mit der Aufschrift „Vorsicht – spielende Kinder! Schrittgeschwindigkeit (max. 7km/h)“, um Kinder nicht zu gefährden. Trotzdem fuhr der Fahrer auf Kosten der Sicherheit von Kleinkindern direkt an die Containerhäuser heran. Die Bewohner des Lagers berichten, dass die Zufahrt zu den Containerhäusern bis zu dem tödlichen Vorfall mit einem Schloss gesichert, aber unbewacht war. Eine Kontrolle durch die auf- und abschließenden Sozialarbeiter*innen fand nicht statt.

Anwohner*innen beklagten wiederholt, dass die Sicherheit von Kindern und Familien in der Curslacker Containerunterkunft Neuer Deich seit Jahren katastrophal ist und dass die Gesundheit und das Leben der Geflüchteten (überwiegend Afrikaner*innen und deren Kinder) in diesem Containerlager nicht ausreichend geschützt wird.

Durch Unachtsamkeit und die unhaltbaren Zustände ist es nun am Freitag, den 24. Juni 2022 zu dem tragischen Unfall gekommen, der zum absolut vermeidbaren Tod des erst 18 Monate alten Daniel führte. Der Fahrer hatte nur ein Paket zu dem Containerhaus gebracht, in dem Daniel, seine Familie und Andere lebten. Es war für ihn offensichtlich, dass vor dem Haus und in der Nähe des geparkten Kastenwagens mehrere Kinder spielten. Dennoch übersah der Fahrer den kleinen Daniel, der hinter dem Kastenwagen spielte, und überfuhr ihn beim Rückwärtsfahren – obwohl es wenige Meter vor ihm eine ungefährliche Wendemöglichkeit gab.

Die Familie zeigt sich schockiert über den am 24. Juni 2022 veröffentlichten Polizeibericht – und die darauf basierenden Presseberichte – in dem völlig unverständlicherweise behauptet wird: „Nach ersten Erkenntnissen gibt es Hinweise darauf, dass ein 18 Monate alter Junge unbemerkt unter das Auto gekrabbelt ist, als der Fahrer seinen Wagen in Bewegung setzte.“

Wir fragen nach:

Von wem will die Polizei diese „Hinweise“ erhalten haben?

Es gibt keine Ausreden oder Entschuldigungen dafür, dass kleine Kinder beim Rückwärtsfahren verletzt oder sogar getötet werden – erst recht nicht, wenn Schilder extra davor warnen, auf spielende Kinder zu achten! Durch viele Aufklärungskampagnen und entsprechende Regelungen in der StVO müssen eigentlich alle Autofahrer wissen, dass es eine besondere Rücksichtnahmepflicht gegenüber kleinen Kindern gibt, um deren Gefährdung zu vermeiden.

Die öffentliche Mediendarstellung mit einer impliziten Schuldzuweisung an die Eltern des nun toten Kindes ist eine unerträgliche Re-Traumatisierung für die Familie. In den sozialen Medien führte dies zu entsprechend menschenverachtenden Kommentaren gegenüber den Eltern, aber auch zu Empathiebekundungen gegenüber dem verantwortlichen Fahrer.

Die BLACK COMMUNITY Coalition for Justice & Self-Defence fordert unvoreingenommene Ermittlungen sowie eine Anklage gegen den Fahrer wegen fahrlässiger Tötung oder Körperverletzung mit Todesfolge. Auch die Hamburger Betreibergesellschaft des Containerlagers (Fördern & Wohnen) gehört zur Rechenschaft gezogen, weil sie es systematisch verabsäumt hat, solche gefährlichen Situationen auf dem Gelände zu unterbinden und damit Kinder vermeidbaren Risiken ausgesetzt hat.

Unmittelbar nach dem tragischen Unfall wurde die Familie in einem weiter entfernten Lager in Hamburg-Harburg untergebracht, wo sich direkt vor und neben dem Haus eine Baustelle befindet.

In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt wurde der Familie nun vorübergehend eine Wohngemeinschaft in Bergedorf zugewiesen, jedoch benötigen die Eltern und ihre beiden Kinder (ein dreijähriges und ein vier Wochen altes Baby) nun dringend eine angemessene und geschützte Unterkunft. ARRiVATi – Community Care bietet Krisenintervention und pyscho-soziale Beratung an.

Am Sonntag, den 3. Juli 2022, fand um 18 Uhr eine kurzfristig organisierte Mahnwache zum Gedenken an den kleinen Daniel am Ort des tragischen Unfalls statt. Wir bitten alle mitfühlenden Menschen aus und außerhalb unserer Afrikanischen Communities, sich in den nächsten Tagen und Wochen an der Erinnerung und Anteilnahme vor Ort mit Blumen, Kerzen und kleinen Kuscheltieren zu beteiligen und so den Hinterbliebenen zu zeigen, dass sie nicht ganz alleine trauern müssen.

Die Beisetzung des kleinen Daniel findet am Freitag, dem 15. Juli 2022, um 12 Uhr auf dem Friedhof Bergedorf, Friedhofskapelle 1, statt.

[August-Bebel-Straße 200, 21029 Hamburg-Bergedorf | Bus 332 – Friedhof Bergedorf (Kapelle 1)]

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Als der Vater des kleinen Daniel vom Tod des Jungen erfuhr, während er sich im Krankenwagen um dessen Mutter kümmerte, wollte er den toten Jungen sofort ein letztes Mal sehen. Als er aus dem Krankenwagen ausstieg, stolperte er zu Boden und wurde dort von mehreren Polizeibeamten gewaltsam fixiert. In dieser Situation musste der verängstigte Vater den auf ihm knienden Polizeibeamten erst erklären, dass er nur seinen Sohn sehen wolle, bevor sie ihn schließlich wieder aufstehen ließen…